Claudia Schwarz Farhat (50) lebt mit ihren Kindern in einer 3.5-Zimmer-Wohnung. Sie sieht es als Probewohnen für ihren Traum: ein Tinyhouse.
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Sozialversicherungsfachfrau
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wohnt mit ihren zwei Kindern in Zürich
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Lebt von 4500 Franken

Ich fühle mich erst seit dem dritten Kind so richtig arm – also was die Finanzen angeht. Danach konnte ich nicht mehr das nötige Arbeitspensum leisten und krebste immer um das Existenzminimum rum. Mir war aber immer wichtig, ohne Sozialhilfe über die Runden zu kommen.
In meinem Leben ist vieles fremdbestimmt. Alle drei meiner Kinder haben ein Gebrechen: Lungenkrankheit, Herzrhythmusstörungen, Wachstumsstörungen, ADHS.
Immer wenn ich das Gefühl hatte, über den Berg zu sein, kam wieder etwas dazu.
Meine Tochter ist seit kurzem unter der Woche in einer betreuten Wohneinrichtung. Weil ich mich daran finanziell beteiligen muss, bleibt mir selbst wieder nicht viel mehr als das Existenzminimum. Da ich niemandem auf der Tasche liegen möchte, lebe ich mit meinen anderen zwei Kindern in einer 3,5-Zimmer-Wohnung. Mein Wohnzimmer ist Schlaf-, Arbeits- und Esszimmer in einem. Ich sehe es als Probewohnen für meinen Traum: ein Tinyhouse.
Viele Bekannte verstehen nicht, wie ich trotz meiner Situation so positiv bleiben kann. Klar, ich habe keine dritte Säule, ich habe auch keinen Franken auf dem Sparkonto. Aber ich bin zufrieden und lebe nach dem Motto: Das Beste im Leben ist kostenlos.
Ich habe zudem viel weniger Stress als andere, muss nicht überlegen, wohin ich als Nächstes in die Ferien fahren soll. Und ich habe keine Termine bei der Kosmetikerin.
komplette Porträtreihe
Die vielen Gesichter der Armut | Tagesanzeiger (Abo Inhalt)
Disclaimer
Das Porträt von Claudia ist erstmals erschienen in Das Magazin Ausgabe Nr. 12/24.
Porträts Familienarmut
Armut hat nicht ein Gesicht – sondern viele.
In dieser Porträtreihe begegnen wir Menschen, deren Lebenswege unterschiedlich sind. Ihre Geschichten zeigen, was Armut im Alltag bedeuten kann.